Negative Gedanken sind wie Spuren im Schnee

Was haben „Spuren im Schnee“ mit moderner Hirnforschung und negativen Gedanken zu tun?

 

Dazu möchte ich eine Metapher des Gehirnforschers Manfred Spitzer benutzen, der Lernen mit „Spuren im Schnee“ vergleicht.[1] Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir lernen? Immer und immer wieder laufen Impulse über die Synapsen in unserem Gehirn und das sogar schon im Mutterleib. Wenn das Ungeborene Geräusche hört oder im Mutterleib „Berührungen“ erlebt, werden diese Impulse im Gehirn übertragen und es entstehen neuronale „Wege“ in unserem Gehirn. Wenn diese Impulse gleich oder ähnlich sind entstehen erst Spuren, dann Trampelpfade – erst einfache, dann komplexere - und schlussendlich immer breitere Wege. Ähnlich wie die Spuren im Tiefschnee (siehe Bild). Diesen Vorgang nennen wir Lernen.

 

Wie wir Gedankenmuster erlernen

 

Und genau so verhält es sich mit unseren Gedanken. Sowohl positiven wie auch negativen Gedanken. Wenn ich zum Beispiel als Kind gelernt habe, artig und immer schön leise zu sein, weil der Vater oder die Mutter sonst aufwacht und es Ärger gibt, dann kann dieses erlernte Verhalten dazu führen, dass ich mich als Erwachsener nicht traue meine Meinung laut kund zu tun oder mich durchzusetzen, weil mein erlerntes Verhalten unterbewusst „feuert“: „Das darfst du nicht“ und mich schlecht fühlen lässt. Zum anderen denken solche Menschen häufig, wenn ich das tue was Mama von mir will, dann liebt meine Mama mich sicherlich ganz doll.

 

Diese erlernten, falschen, kindlichen Bewältigungsstrategien beeinflussen unser Verhalten, Denken und Fühlen nachhaltig.

 

Häufig erzählen mir erwachsene Klienten, dass sie heute noch darauf warten von ihren Eltern zu hören, dass diese stolz auf sie sind oder ihnen zeigen, dass sie sie lieben. Als Kinder haben sie vermeintlich alles dafür getan, um die Liebe der Mutter oder des Vaters zu bekommen. Aber trotz aller Bemühungen kam nichts dergleichen. Nun hat sich der Gedanke in den Köpfen der Betroffenen verfestigt: „Ich werde nicht geliebt“. Und dann verwundert es auch nicht, dass sie keinen Partner finden oder sehr unglücklich in ihrem Leben sind. Verglichen mit den Spuren im Schnee kann man sagen, dass dieser Gedanke „Ich werde nicht geliebt“ sich zu einem solch breiten Weg verfestigt hat, dass bei jeder Kritik, jeder Geste, jeder Handlung die betroffene Person ein negatives Gefühl hat, weil sie sich nicht geliebt fühlt. Die Gedanken haben sich nicht nur verfestigt, sondern sogar ausgebreitet, sodass andere Gedanken diesen Gedanken überlagern.

  • „Sie/Er mag mich nicht“
  • „Sie/Er lehnt mich ab“
  • „Was sie/er wider hat“
  • „Ich bin ihm/ihr nicht gut genug“
  • „Ich kann das nicht“
  • „Ich bin sowieso zu nichts fähig“
  • „Die guckt so komisch, bestimmt mag die mich nicht“
  • „Allein der hochnäsige Blick, die/der will mit mir eh nichts zu tun haben“

All diesen Gedanken könnte der Gedanke „Ich werde nicht geliebt“ zugrunde liegen. Mit jedem dieser Gedanken wird sich die betroffene Person schlecht, nicht gut und elendig fühlen.

 

Keiner will sich dauerhaft so fühlen, oder?

 

Wir wissen aus der modernen Hirnforschung, dass unser Gehirn neuroplastisch (=formbar) ist und zwar bis ins hohe Alter. Vielleicht dauert es etwas länger Neues zu erlernen je älter wir sind, aber es ist durchaus möglich auch mit 80 Jahren noch neue Trampelpfade zu beginnen und zu breiten Wegen auszubauen.

  • Denn so wie wir unser Gehirn regelmäßig nutzen, so formt es sich!
  • Das, was wir beachten verstärkt sich!

Und genau das macht meinen Klienten immer wieder Hoffnung. Denn wenn sie gelernt haben, wie einfach es ist seine Gedanken zu verändern und positiv zu denken, dann fühlen sie sich besser, sind motivierter und selbstbewusster. Dann haben sich die Gedanken wie folgt verändert:

  • „Oh, die scheint heute mit dem falschen Fuß aufgestanden zu sein“
  • „Vielleicht hat sie wieder Ärger mit dem Chef gehabt“
  • „Ich liebe das Leben und das Leben liebt mich“
  • „Ich freue mich am Leben und genieße es“
  • „Mich selbst zu lieben ist das höchste Glück auf Erden“
  • „Sie lieben mich, auch wenn sie es mir vielleicht nicht sagen können“

Wie fühlen sie sich, wenn sie diese Sätze lesen? Besser als bei den ersten Sätzen? Dann empfehle ich Ihnen es auszuprobieren, Ihren negativen Gedanken auf die Schliche zu kommen und diese in positivere Denkweisen zu verändern.

 

Ist der Gedanke wirklich wahr?

 

Fragen Sie sich doch einmal, wenn Sie sich wieder einmal schlecht fühlen was Sie gerade eben gedacht haben. Und dann stellen Sie sich die Frage: „Ist das wahr?“ „Ist dieser Gedanke zu 100% wahr?“ Schauen Sie sich auch diese hilfreichen Erkenntnisse an und beobachten was passiert.

  • Es ist nur ein Gedanke (Gefühl).
  • Ich habe (denke) diesen Gedanken, aber ich bin nicht dieser Gedanke.
  • Ich spüre dieses Gefühl, aber ich bin nicht dieses Gefühl.
  • Statt: ” Es ist so” → “Ich denke (fühle), es ist so”
  • Statt: “Ich bin traurig” → “Ich fühle mich traurig

Wenn einer Ihrer negativen Gedanken oder Gefühle so stark ist, dass sich nichts verändert, dann nutzen Sie eine der folgenden Musterunterbrechungen (Wohlfühlanker, X-Prozess, E-Protokoll), um aus den starken negativen Emotionen oder Gedanken heraus zu kommen und schnell Stress und Anspannung im Körper abzubauen. Wenn Sie das getan haben, dann wird es Ihnen leichter fallen einen positiveren, alternativen Gedanken zu finden.

 

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Bearbeiten Ihrer negativen Gedanken. Bleiben Sie dran am Wichtigen und Richtigen, denn dann ist positive Veränderung möglich.

 

Die Erfahrung hat gezeigt, dass bei denjenigen Klienten, die drangeblieben sind, sich etwas verändert hat. Auch wenn dieser Weg nicht immer bequem und angenehm gewesen ist. Aber er hat sich für alle, die Ausdauer und Willen hatten, gelohnt.

 


[1] http://www.medien-gesellschaft.de/html/vorsicht_bildschirm.html

 

 

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